Vertreibung

Im Sommer 1945 begannen durch die Polen die ersten Vertreibungen in "wilden Trecks", die jedoch wieder zurückgeschickt wurden.



Vertreibung: so könnte der Marsch von Wüstewaltersdorf
nach Waldenburg ausgesehen haben
(Foto aus dem Internet)

Die systematische Vertreibung der Wüstewaltersdorfer begann 1946.
Es wurden zunächst Listen der Dorfbewohner erstellt, Alte und Kranke, Familien die keine Arbeit mehr hatten, Frauen und Kinder, die ohne ihre Männer ebenfalls kein Auskommen hatten. Andere kamen willkürlich auf die "Ausreise-Listen". Die Männer waren gefallen oder in Kriegsgefangenschaft, selbst wenn sie entlassen waren, durften sie nicht mehr in ihr Dorf zurückkehren.
Ebenfalls schnell auf die Listen kamen Bauern oder Eigentümer von Gewerbebetrieben. So konnten die Polen die Betriebe schnell und so reibungslos wie möglich übernehmen. Nicht von den Ausweisungen betroffen waren zunächst die Facharbeiter der Fabrik und ihre Familien, da diese für einen Weiterbetrieb dringend benötigt wurden. Sie konnten durch die zur damaligen Zeit sehr moderne Maschinentechnik nicht so ohne weiteres ersetzt werden.

Es lief immer ähnlich ab, die Bewohner, die ausgewiesen wurden, bekamen dies kurzfristig mitgeteilt.
Nur selten blieb Gelegenheit, für einen großen Abschied, wie vor dem Treck am 19. August 1946, als sich vorher noch einmal die verbliebenen Dorfbewohner zu einem Abschiedsgottesdienst in der evangelischen Kirche einfinden konnten.
Jeder durfte nur mitnehmen, was er tragen konnte. Alles andere mußte im Haus zurück gelassen werden, die Schlüssel mußten in den Türen stecken bleiben.
Sie wurden dann in der Dorfmitte auf dem Hacketeich zusammen getrieben und mußten zu Fuß nach Waldenburg – Altwasser auf den Bahnhof marschieren. Für Alte, Kranke und Kinder wurden die Lastwagen der Fabrik zum Transport eingesetzt.

Sammelplatz war die Schule in Waldenburg Altwasser. Dort wurde das Gepäck noch einmal durchsucht. Viele persönliche Gegenstände wurden von den Polen zurückbehalten oder konnten nur durch Zahlung von „Schmiergeld“ wieder zurückgekauft werden (wie mir Verwandte berichteten).


Auf dem Schulhof in Waldenburg-Altwasser
Quelle: Chronik der Stadt Waldenburg,
Bild gefunden unter dolny-slask.org.pl

Nach einer übernachtung in der Schule wurden alle auf Waggons verteilt und die Fahrt ging ohne Zwischenstop erst in den "Westen", später in die "Ostzone".


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 5. Mai 1946 gab es die erste große Ausweisung. Weitere Termine waren der 8. Mai 1946, der 12. Mai 1946,
der 7. Juni 1946, der 6. August und der 19. August 1946, diese Züge gingen in den „Westen“, alle nachfolgenden gingen in die "Ostzone": 20. November 1946, 1. Juli, 22. August und Oktober 1947.

 


Vertreibung: so könnte es auf dem Bahnhof in

Waldenburg zugegangen sein, Quelle: pafunddu.de

 

 

 

Bleiben mussten die Facharbeiter und ihre Familien, die für die Fabrik wichtig waren. Wie mein Großvater, der erst 1950 mit der Familie ausreisen durfte. Andere blieben noch bis 1958, in diesem Jahr reisten die letzten deutschen Familien aus Wüstewaltersdorf aus.

 

 

 

 

 

 

 


Bericht über die Vertreibung von W. Leistritz auf seiner eigenen Website.